Was gibt es für eine bessere Einleitung als:
"5 Punks und ein Fahrschein, Dosenbier
und Rotwein so brechen wir auf.
Ein Prost auf die Bahn, denn sie läßt uns fahr'n
Und wir sind gut drauf" (Terrorgruppe)
?
Ok, wir waren zu zehnt, aber die Grundaussage bleibt dieselbe. Morgens um acht mit Dirrrty Sanchez from Outta Space in Berlin aufgebrochen, vorher beim Späti noch das Portemonnaie geleert und ab ginga. Magdeburg. Braunschweig. Bielefeld. Bochum. Bus. Brücke. Aufm Weg viel Bier gekillt, lustige bis seltsame Begegnungen gehabt und Paderborner als Sterni-Methadon entdeckt und trotz der Andersartigkeit in seinen Vorzügen gepriesen.
Wie gesagt, war da noch eine Brücke (nach dem der Bus ewig durch Bochum gefahren ist...sind dort die Busse einfach langsamer oder fahren die drei Mal im Kreis, um den Eindruck einer Weltstadt zu suggerieren?) und drunter schrammelte sich schon eine Punkband warm. Das war die Obrichkait von der ich aber bis auf ein wenig drögen D-Punkbrei nicht viel mitbekommen hab. Lieber an der Ruhr chillen und die letzten Sonnenstrahlen genießen. Und Klischees über Bord werfen. Hier Bochum, dort Dortmund und dazwischen ganz viel Grün, was sich schon fast Natur schimpfen kann. Nur die Flugzeuge und die Autobrücke passen dann doch wieder.
Lustig auch die Menschen dort. Punks, die schon seit dreißig Jahren dabei sind. Antifa/Antispe-Menschen. Junge Punks. Oi-Skins. Und allerlei wunderliche Gestalten. Angenehme Mischung, mit Paderborner runtergespült. Pegel gehalten und ausgebaut zu Nuke Strike, welche die prolligsten HC-Elemente mit Punkrock verbanden und naja..."ganz nett"...waren. Also nichts sonderlich Besonderes, unter der Brücke hats aber ordentlich gescheppert, was dem Ganzen dann doch sehr geholfen hat. Laut wars jedenfalls.
Danach irgendwann Hiroshima mon amour, die schon mehr Stimmung gemacht haben bzw. richtig gut waren. Ältere Herren, gute Musik (verbunden mit dem nötigen Gitarren-Know-How) und angenehme Grundstimmung. Wenn da nicht noch das (unvermeidliche...) Rio-Reiser-Cover gekommen wäre und sie nach eben jenem gefühlte und praktisch durchgeführte 15 Zugaben gespielt hätten, wären sie schon sehr schick gewesen. Aber: dass sie in diesem Rahmen aufgetreten sind und für lau so ne Show abgeliefert haben, Respekt. Hat mir gefallen.
Ja, und dann kamen die Sieger_innen der Herzen und Gipfelstürmer_innen der Musikalität. Prosecco-Tunten-Schlager-Punk. Vom Feinsten. Großartige Kostüme von der Kittelschürze über die blonde Perücke, zum Cocktailkleid, Lippenstift und feschem Bart. Da war alles echt...toll inszeniert. Gassenhauer wie "Beiß nicht gleich in jeden Apfel" oder "Liebeskummer lohnt sich nicht" mischten sich da mit illustren Geschichten über das Geheimnis des langen Lebens von Queen Mum (ihr gnadenloser Gin-Konsum...woraufhin auch das Publikum dieses Lebenselixier zu kosten bekam), darüber, dass das Wollschwein weder hier noch woanders zur Fleischverarbeitung bestimmt ist (auf niederländisch! Wolvarken is keen Salami...oder so ähnlich) und und und. Da reihte sich Klassiker an Klassiker und das Publikum johlte und tanzte außer sich vor Ekstase.
Ach ja, dass es ihr erster Auftritt war, erwähnte ich bereits? Jedenfalls war es auch fernab jeder Lobhudelei ein sehr schöner Gig und es hat mich sehr gefreut, dass das Feedback so positiv ausgefallen ist.
Mit halbwegs wärmenden Lagerfeuer und der Sehnsucht nach nem Bett ging es dann gegen vier mit dem Nachtbus zurück in die Bochumer Innenstadt. Um im Bahnhof irgendwelchen Quelle-Katalog-Bestellern (in Berlin heeßt dit "Opfer") beim sich gegenseitig verkloppen zuzuschauen. Anthropologie live. Noch schnell ne Pommes vom Imbiss geholt und dann am Bahnsteig schlottern. Stimmung grummelnd. Übermüdet. Frierend. Dann Dortmund. Bielefeld. Braunschweig. Magdeburg. Berlin. Sonntagnachmittag um drei. Wochenende wat willste mehr?
Wiederholenswert.
Samstag, 12. Juli 2008
Freitag, 27. Juni 2008
Updates...
Es ist, wie immer, viel passiert. Deshalb wird es in Kürze auch eine ganze Reihe neuer Reviews geben. Wenn nur die Zeit nicht immer so knapp wäre (oder ich mit ihr sinnvolle Sachen anstellen würde ;-)
Ganz zentral ist dabei natürlich das Wochenende mit EA80, freitags in Berlin, samstags in Leipzig. Mittlerweile auch schon wieder zwei Wochen her.
Da das aber an sich unbeschreiblich war, dauerts wohl auch noch ne Weile bis sich mein plötzlich wieder aufbrandender Perfektionismus hinreißen lassen wird, auf "Post veröffentlichen" zu klicken.
Bis dahin,
*parole rauswühl*
stay punk.
P.S. Ach wie schön, dass ich jetzt nichts mehr in der Zukunft veröffentlichen kann...wtf?!?
Ganz zentral ist dabei natürlich das Wochenende mit EA80, freitags in Berlin, samstags in Leipzig. Mittlerweile auch schon wieder zwei Wochen her.
Da das aber an sich unbeschreiblich war, dauerts wohl auch noch ne Weile bis sich mein plötzlich wieder aufbrandender Perfektionismus hinreißen lassen wird, auf "Post veröffentlichen" zu klicken.
Bis dahin,
*parole rauswühl*
stay punk.
P.S. Ach wie schön, dass ich jetzt nichts mehr in der Zukunft veröffentlichen kann...wtf?!?
Samstag, 21. Juni 2008
Einige Eindrücke vom Fête de la musique
Seit einigen Jahren nun schon findet in Berlin das "Fête de la musique" statt, welches, ursprünglich in Frankreich mit dem Gedanken auch weniger Begüterten Kultur nahezubringen, Anfang der 80er entstanden ist. In der ganzen Stadt sind Straßenmusikant_innen, professionelle Bands und Künstler_innen aller Art und jeden Stils anzutreffen und selbst die Gräßlichkeit des deutschen Ordnung-und-Sauberkeits-Primat ist, durch Aussetzung der Straßenmusikverordnungen, mal für ein paar Stunden mit einem Regenbogen ins Gesicht gemalt.
Ich für meinen Teil sah es als gute Gelegenheit an, mir mal wieder ein paar Bands anzuschauen, die ich noch nicht kannte und mich musikalisch weiterzubilden.
Los ging es für mich 16.00 Uhr am Mauerpark mit The Ghost of Tom Joad, die auf myspace noch ganz nett geklungen haben, aber mich irgendwie nicht so wirklich überzeugen konnten. Lag wohl neben der ekelhaften Kommerz-Stimmung (nein, ich nenne die verantwortlich Firma nicht) auch am Schulband-Rock-Sound. Etwas enttäuscht, aber noch immer guten Mutes ging es weiter zur Kulturfabrik in Moabit. Genauer gesagt, dahinter. Dummerweise haben wir uns auf dem Weg dahin verfahren und so Einiges verpasst. Hinter der Kulturfabrik war eine mittelgroße Bühne aufgebaut und den ganzen Tag gab es feine Dunkelmusik auf die Ohren. Zwischen Gothic-Rock, Dunkelelektronik, Metal, Wave und Gothic-Punk war für Schwarzgewandete und Sympathisierende sehr viel aufgeboten. Wir sahen um diese Uhrzeit leider nur Decades. Die haben zu zweit sehr angenehmen Wave mit Computer und Gitarre aufgeboten. Klang alles sehr nach Depeche Mode, was nach Eigenaussage auch gewollt war. Und alles andere als verkehrt war. Leider gab es einige Verzögerungen im Ablauf, so dass wir bereits weiter mussten, denn am Cassiopeia sollten We once loved spielen. Da wir erst einmal ne Weile an der falschen Bühne standen und - von der poppigen Musik abgeschreckt - noch mal Getränke sicherten, haben wir die komplett verpasst. Glücklicherweise haben wir unseren Irrtum aber genau dann entdeckt, als Trip Fontaine begannen. Sehr sehr geiler Improvisations-Hardcore. Nichts Festgelegtes, dafür mal ein wenig Elektronik, ein wenig Gejamme, drei Gitarren und viel gute Laune. Und wer das Zeitstrafe-Label kennt und meiner Aussage, dass sie da wirklich gut reinpassen, Vertrauen schenkt, kann sich ungefähr vorstellen, in welchem Rahmen das alles abläuft. Jedenfalls sehr schön gewesen, nun aber schnell weiter.
Wieder zurück zur Kulturfabrik, um zu sehen, dass Frank the Baptist schon losgelegt haben. Die machen Musik so, wie ich sie liebe. Dunkel, punkig, wavig. Die Stimme von Frank in bester Horrorpunk-Manier relativ weich und hoch, die Gitarren als seien sie in der Zeit stecken geblieben oder kommen direkt aus den frühen Achtzigern, genau wie die Musik insgesamt. Aus einer Zeit, in der Gothic und Punk noch dasselbe bedeuteten, schienen auch große Teile des Publikums zu stammen. Manche gar altersmäßig, viele jedoch zumindest optisch. Aufgebauschte, in alle Richtungen stehende Irokesen in allen Farben (bevorzugt natürlich jedoch schwarz), aufwendige, zerrissene Outfits mit dutzenden Accessoires und viel Schminke. Ich kann mir nicht helfen, aber ich liebe diesen androgynen, dunkelbunten Chic einfach. Und kann mich daran nie satt sehen. Jedenfalls hat alles gepasst und ich hab einen der seltenen Momente erlebt, in denen mich weder Musik noch Publikum störten. Große Seltenheit. Dementsprechend waren Frank the Baptist auch die Krönung des Abends. Gegen 22.00 Uhr schlossen sie dann mit ihrem Hit "If I speak", der vielfach mitgesungen wurde und mehrere Menschen auf die Bühne hat klettern lassen. Gemeinsam wurde so der Schlusspunkt unter einen schönen Nachmittag und Abend gesetzt, der in seinem Verlauf bandtechnisch immer besser wurde.
Ich mag die Fête de la musique-Idee sehr und nach dem ich es nun selbst gesehen habe, noch mehr.
Ich für meinen Teil sah es als gute Gelegenheit an, mir mal wieder ein paar Bands anzuschauen, die ich noch nicht kannte und mich musikalisch weiterzubilden.
Los ging es für mich 16.00 Uhr am Mauerpark mit The Ghost of Tom Joad, die auf myspace noch ganz nett geklungen haben, aber mich irgendwie nicht so wirklich überzeugen konnten. Lag wohl neben der ekelhaften Kommerz-Stimmung (nein, ich nenne die verantwortlich Firma nicht) auch am Schulband-Rock-Sound. Etwas enttäuscht, aber noch immer guten Mutes ging es weiter zur Kulturfabrik in Moabit. Genauer gesagt, dahinter. Dummerweise haben wir uns auf dem Weg dahin verfahren und so Einiges verpasst. Hinter der Kulturfabrik war eine mittelgroße Bühne aufgebaut und den ganzen Tag gab es feine Dunkelmusik auf die Ohren. Zwischen Gothic-Rock, Dunkelelektronik, Metal, Wave und Gothic-Punk war für Schwarzgewandete und Sympathisierende sehr viel aufgeboten. Wir sahen um diese Uhrzeit leider nur Decades. Die haben zu zweit sehr angenehmen Wave mit Computer und Gitarre aufgeboten. Klang alles sehr nach Depeche Mode, was nach Eigenaussage auch gewollt war. Und alles andere als verkehrt war. Leider gab es einige Verzögerungen im Ablauf, so dass wir bereits weiter mussten, denn am Cassiopeia sollten We once loved spielen. Da wir erst einmal ne Weile an der falschen Bühne standen und - von der poppigen Musik abgeschreckt - noch mal Getränke sicherten, haben wir die komplett verpasst. Glücklicherweise haben wir unseren Irrtum aber genau dann entdeckt, als Trip Fontaine begannen. Sehr sehr geiler Improvisations-Hardcore. Nichts Festgelegtes, dafür mal ein wenig Elektronik, ein wenig Gejamme, drei Gitarren und viel gute Laune. Und wer das Zeitstrafe-Label kennt und meiner Aussage, dass sie da wirklich gut reinpassen, Vertrauen schenkt, kann sich ungefähr vorstellen, in welchem Rahmen das alles abläuft. Jedenfalls sehr schön gewesen, nun aber schnell weiter.
Wieder zurück zur Kulturfabrik, um zu sehen, dass Frank the Baptist schon losgelegt haben. Die machen Musik so, wie ich sie liebe. Dunkel, punkig, wavig. Die Stimme von Frank in bester Horrorpunk-Manier relativ weich und hoch, die Gitarren als seien sie in der Zeit stecken geblieben oder kommen direkt aus den frühen Achtzigern, genau wie die Musik insgesamt. Aus einer Zeit, in der Gothic und Punk noch dasselbe bedeuteten, schienen auch große Teile des Publikums zu stammen. Manche gar altersmäßig, viele jedoch zumindest optisch. Aufgebauschte, in alle Richtungen stehende Irokesen in allen Farben (bevorzugt natürlich jedoch schwarz), aufwendige, zerrissene Outfits mit dutzenden Accessoires und viel Schminke. Ich kann mir nicht helfen, aber ich liebe diesen androgynen, dunkelbunten Chic einfach. Und kann mich daran nie satt sehen. Jedenfalls hat alles gepasst und ich hab einen der seltenen Momente erlebt, in denen mich weder Musik noch Publikum störten. Große Seltenheit. Dementsprechend waren Frank the Baptist auch die Krönung des Abends. Gegen 22.00 Uhr schlossen sie dann mit ihrem Hit "If I speak", der vielfach mitgesungen wurde und mehrere Menschen auf die Bühne hat klettern lassen. Gemeinsam wurde so der Schlusspunkt unter einen schönen Nachmittag und Abend gesetzt, der in seinem Verlauf bandtechnisch immer besser wurde.
Ich mag die Fête de la musique-Idee sehr und nach dem ich es nun selbst gesehen habe, noch mehr.
Samstag, 14. Juni 2008
Ein Wochenende mit EA80 Teil 1
Beginnen wir philosophisch. Angenommen. Höchste Freude und tiefste Traurigkeit sind nicht zwei Enden einer starren Skala, sondern nur Extrempunkte auf einem fast geschlossenen Kreis, welche sich berühren, wenn die Intensität der Emotionen das rein geistig Fassbare übersteigt und für den Moment alle konkurrierenden Gedanken auslöscht. Sozusagen so lange Strom auf den Kreis jagen, bis der Funke überspringt. Dann bildet sich zwischen den Extrempunkten ein Kontinuum, in dessen Gefangenschaft ein ständiges Schwanken zwischen ihnen unabwendbar ist. Umgangssprachlich verewigt in der Redewendung "Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt".
Mag es ein hohes Glück oder eine Freude sein, Songs von EA80 zu hören, so wohnt ihnen doch stets ein bittersüßer Beigeschmack inne. Zutiefst verlorene, melancholische oder auch nur philosophisch-relativistische (wenn nicht gar zuweilen nihilistische) Lyriken verbinden sich da mit einem Musikstil, an dessen Beschreibung die Expert_innen virtueller Genre-Grenzen erst einmal Zähne werden lassen müssen. Intensiviert werden diese Gefühle gegenüber den zwei Buchstaben und den zwei Ziffern zweifelsohne live. Wie stark, das zeigen, glaube ich, schon ein paar Sätze des Berichts von meinem ersten EA80-Konzert: "Zitternd und völlig ohne klaren Gedanken verließ ich den Ort des Geschehens und kam erst am Bahnhof so langsam wieder zu mir" oder "Mir fallen gar nicht genügend Worte ein, um ihre Wirkung auf mich auch nur annähernd zu beschreiben". Grundlegend gewandelt hat sich das auch mit diesem Wochenende nicht, aber es sind viele Momente hinzugekommen, die das Bild nicht nur in einzelnen Facetten ergänzten, sondern neue, in kräftigen Strichen gepinselte Formen und Konturen haben sichtbar werden lassen.
Die Fakten sind recht langweilig. EA80 hat es mal wieder geschafft aus Gladbach rauszukommen und gleich zwei Konzerte in Berlin und Leipzig absolviert. An zwei aufeinanderfolgenden Tagen. In meinen beiden Städten. Tickets schon seit Wochen/Monaten reserviert. Menschen an den Bahnhöfen der Stadt eingesammelt, zum SO36 gepilgert.
Am Einlass hing ein schlichtes Schildchen, dass EA80 um 21.46 Uhr anfangen wird zu spielen. Noch erstaunlicher als diese Zeitangabe war dann aber zweifellos, dass sie wirklich auf die Minute genau 21.46 Uhr die Bühne betraten. Vorher durfte sich jedoch noch eine scheinbar masochistisch veranlagte Trash-"Band" vom Publikum ausbuhen lassen, die sich "The German Folk Orchestra" oder so nannte und einfach nur grottig war. Auch wenn ich viel für Trash übrig habe, wirkte das weder nach gelungenem Drag, noch nach Ironie oder Stil, sondern einfach nur wie Fasching und verlorene Wette.
Schnell vergessen jedoch bei den ersten Klängen der alten, nie gerosteten Jugendliebe.
Der großen Stadt setzten sie ihre "kleine Welt" entgegen. "Licht" brachten sie. Und so weiter...und so fort. Jedes einzelne Lied eine Erinnerung oder auch mal zwei-drei. Unter den vielen dutzend Liedern ihres beinahe 30jährigen Schaffens konnten sie sich kaum ein falsches auswählen, denn in irgendeiner Art und Weise war jedes für sich genommen bereits genug. Hauptsache EA80. Über "was hätten sie spielen sollen" kann nach dem Konzert philosophiert werden, sie können sowieso nie alles spielen und natürlich fehlt immer eins oder zwei, die sie "unbedingt hätten spielen sollen". Auch wenn sie von den - für mich - ganz Großen diesmal nicht so viele spielten, es reichte. Bei Weitem. Allein schon so ein Stück wie "200m und danach" fühlt sich auch nach all den Jahren noch wie eine Offenbarung an (dass Junge live an der Stelle "das Leben ist grausam" den zweiten Halbsatz "und sicher in diesem Moment" einfach mal ausließ, mag dazu beitragen).
Wieder wurden die unterschiedlichsten Menschen von EA80 angezogen. Der Altersdurchschnitt mag wohl an beiden Abenden knapp über 30 gelegen haben - viele von ihnen jahrelange Fans. In den ersten Reihen war davon wenig zu spüren. Der Pogo war großteils jünger und teilweise doch arg egozentriert. Da haben manche Menschen ihre und die Grenzen anderer doch ganz schön überschritten. Bei den meisten von jenen schienen Alkohol oder andere Drogen dieses Verhalten zu erklären. Erstaunlich wie drei-vier Menschen einen ganzen Pogo-Mob aus dem "Takt" bringen können. Tendenziell arg nervig. Dadurch war dann aber auch meiner latenten Mosh-Neigung Vorschub geleistet und bis auf die paar blauen Flecken und den schmerzenden Ellenbogen danach, ein schönes Körpergefühl.
Und so verronn der Abend nach und nach. Die meisten Lieder in den Beinen verschwunden und von den Stimmbändern reflektiert, einige unter Augenlidern - alle vom Herzen aufgesogen.
Aber wie schon erwähnt, die ganz Großen fehlten. Nicht. Es war ein unglaublich schönes Konzert und hätte es auch bleiben können. Wäre da nicht die Zugabe gewesen. Häuser.
...und alles war vorbei. Sie haben dieses Lied unendlich lang gestreckt und gegen Ende schrie Junge den Part, der auf der Neuaufnahme von 2004 im Hintergrund läuft. Dieses tief verzweifelte Schreien, welches von ganz ganz unten zu kommen schien und mich brach. Natürlich habe ich mitgeschrieen. Nicht nur mit geschrieen, ich habe mich richtiggehend leer geschrieen. All der Frust, all die Erinnerungen, die Erfahrungen, den Schmerz, das komplette Sein einfach weggeschrieen. Als das Lied endete, verblieb ich zitternd mit Tränen in den Augen.
Möglicherweise der Punkt, den ich zu Beginn beschrieb. Zwischen Ekstase, Verzweiflung und Leere - oder anders gesagt: "Mein Haus ist schwarz/ und es steht allein/ es hat keine Fenster/ und niemand kommt rein".
Dieser großartige Moment hat es gekippt. Er hat das Konzert einzigartig und bewusstseinserweiternd werden lassen. Viel Zeit zum Verweilen blieb nicht, denn schon wurde ich wieder mitgerissen - sie stimmten zu "Auf Wiedersehen" an. Und besiegelten den Abend damit. Durchgeschwitzt, heiser, alle Knochen am Sich-beschweren und beglückt. Ein kühles Sternburg geholt und durch Kreuzberg am Kanal entlang nach Hause.
Freitag, 13. Juni 2008
Ein Wochenende mit EA80 Teil 2
Szenenwechsel. Ein Wochenendticket später vor dem UT Connewitz in Leipzig. Die gleichen beiden lieben Menschen an meiner Seite und schon wieder ein kühles Sternburg in der Hand.
Dieses Mal war deutlich anders. In vielerlei Beziehungen. Hatte ich am Vorabend nur einen Bekannten getroffen und ansonsten von den Menschen (außer von meinen beiden) relativ wenig mitbekommen, so war dieses Konzert viel wortlastiger - viel tiefer im EA80-Universum angesiedelt. Da war z.B. der stark angetrunkene Tshirt-lose direkt vor der Bühne, mit dem ich während sie "Sommerjugend" anspielten, erörterte warum Fliehende Stürme und EA80 beide großartig, aber doch sehr unterschiedlich sind. Er erzählte mir so vieles und gab mir von seinem Bier und dabei waren es nur ein-zwei Worte, die er hat fallen lassen müssen, um mir zu signalisieren, dass er mindestens genau so tief drin steckt wie ich. Dass die beiden Gruppen auch für ihn so unendlich viel bedeuten. Da werden schwere Zeiten sichtbar und bestimmte Einstellungen allen wichtigen Fragen des Lebens gegenüber. Da gibt es eine gemeinsame Ebene, ein gemeinsames Gefühl, welches einfach nicht wegzudiskutieren ist. Mögen auch sonst die Meinungen verschieden sein. Nach dem Konzert ein weiterer Mensch, der mir erzählte, dass er EA80 schon seit DDR-Zeiten kennt und dass die "heutige Jugend" doch gar nicht mehr weiß, wie viel die Wert sind und sie für "Emo-Kacke" halten. Oder der verheiratete Eigenheimbesitzer mit beinahe kompletter EA80-Sammlung, für den das Konzert in Leipzig bereits das 29. war.
Es gibt nur wenige Anlässe, die mich dazu bringen, mich jung - oder zumindest spätgeboren - zu fühlen. Unter diesen Menschen konnte ich kaum anders. So viele Jahre Faszination, die da aufeinander trafen. Gemeinsame Faszination. Denn ich kenne kein vergleichbares Phänomen. Auch wenn mir die Stürme gefühlsmäßig stets ein großes Stück näher standen, waren EA80 doch immer die kreativeren, philosophischeren, wandlungsfähigeren. Worte wie Faszination und Mythos sind albern. Immer. Aber manchmal stehen sie relativ allein auf weiter Flur, wenn in den Zigarettenautomaten der Stadt 25 Zigarettenschachteln auftauchen, die keinen Tabak, sondern Mini-CD's mit jeweils einem EA80-Song beinhalten. Keine Ahnung, ob an dieser Erzählung etwas dran ist, aber genau das macht ihren Reiz aus. Unberechenbar statt simpel konsumbefriedigend.
In Zeiten, in denen Bands ihre Band-Shirts bereits drucken lassen, bevor sie auch nur ein einziges Lied aufgenommen haben, ist es doch hübsch mit anzusehen, wie Urgesteine sich jeden Tag neu erfinden.
Dort wo sie am Freitag endeten, setzten sie am Samstag wieder ein. "Häuser" war das erste Lied des Abends und das komplette Gegenstück zum Vortag. Relativ schön, relativ kurz, relativ schmerzlos. Aber eben nichts Außergewöhnliches. Das war aber gar nicht schlimm. Mit "wieder einsetzen" meine ich, dass sie - bis auf die Lieder vom neuen Album - so gut wie kein Lied des Vortages wiederholten. "Was ist geblieben" war wieder dabei und möglicherweise noch eines oder zwei, die mir grad entfallen sind, aber im Großen und Ganzen ein komplett anderes Set.
Auch dieses Mal gab es einige von den ganz Großen - und einige die zu ganz Großen gemacht wurden. Dieses Mal war es eindeutig "Trashfest", welches mehr als nur groß wurde. Aber bis dahin war es noch ein weiter Weg. Nach dem dritten Lied bereits mit der Hand an der Bühne abgestützt und Luft geschöpft, was scheinbar so bedrohlich ausgesehen haben muss, dass ich von einer lieben Person nach meinem Befinden gefragt wurde (wobei deren fehlende Körpergröße wiederum in mir Besorgnis auslöste, bei all den großen und teils rabiaten Menschen, die sich da schubsten). Wie dem auch sei, so kann's gehen. Schon gehört mensch zum alten Eisen. Aber ist ja auch nicht schlimm. Ich könnte jetzt wieder ewig über Umgang im Pogo und regionalen Unterschieden philosophieren, stattdessen hole ich noch etwas nach, was ich schon längst hätte tun sollen: über das UT Connewitz schreiben. War seit Ewigkeiten nicht mehr dort und es ist immer noch so beeindruckend gewesen, wie das erste und einzige Mal bei Turbostaat. Das UT ist ein sehr altes, ehemaliges Kino, was noch immer durch die pompöse Bühne inklusive antik aussehende Säulen und Dach über der Leinwand, sowie vereinzelt am Rand stehenden Kinositzen und einer Empore deutlich wird. Eine äußerst hübsche Location, in der ich gern viel öfter wäre.
Zurück zum Konzert. Irgendwann riss Junge eine Saite, was ihn dazu brachte, die Geschichte aufzurollen, wie sie das erste Mal in Leipzig spielten. Damals noch zu DDR-Zeiten, offiziell als Messebesucher und ohne eigene Instrumente. Woraufhin sie dann in einem Leipziger Keller auf Steingitarren rausfanden, warum der Ostpunk ein wenig langsamer war. Was auch immer an dieser Story dran ist, ihre Vortragsweise war einfach begnadet. Da erzählt er aus dem Stegreif eine komplexe Geschichte inklusive aller Winkelzüge, nur um im Stil von: "aber solche Überbrückungsgeschichten sind immer doof, langweilen die Menschen zu Tode, die doch eigentlich die Musik hören wollen" zu enden. Auch wenn mein Gedächtnis beim genauen Wortlaut versagt, so war das doch mal wieder eine der illustren Szenen, die EA80 eben auch ausmachen. Keine einstudierten Ansagen, die sich ständig wiederholen, dafür ungewohnt lebendiger Situationismus.
Es folgten wie immer (in einer Reihenfolge, die ich beim besten Willen nicht mehr weiß) die Pause in der Mitte der Stücke, eine weitere Präsentation des German Folk Orchestras (das in Leipzig aber besser aufgenommen wurde), Stücke wie "Was ist geblieben" (das einzige auffällig doppeltgespielte Nicht-"Reise"-Stück), "Gugging" und "Innenraum", und viele bei denen ich mir grad unsicher bin, ob sie sie freitags oder samstags spielten. Aber das ist an sich auch nicht sonderlich relevant. Für was denn Listen machen, wenn doch das Gefühl allein zählt?
Besonders viel davon fabrizierte "Trashfest". Ist es schon so ein sehr ruhiges, sehr intensives, verhältnismäßig langes Lied, welches fast ohne Schlagzeug auskommt, so wurde es in der Live-Version auf das Doppelte gestreckt. Nein, gestreckt ist das falsche Wort, es wirkte sehr organisch und passend. Irgendwann, während das Stück immer mehr abflachte in der Lautstärke, sprang Junge von der Bühne und stand plötzlich inmitten der verdutzten, zurückweichenden Menge. Er ließ sich nieder und schlug mit dem Mikro den Takt auf dem Boden. Das klingt vielleicht bescheuert, aber das hat einen ungeheueren Eindruck auf mich gemacht. Erst Minuten später ging er wieder auf die Bühne und das Lied wurde beendet.
Viel mehr gibt es auch gar nicht zu sagen. Irgendwann endete es dann. Sie ließen sich nicht noch einmal zu einer Zugabe hinreißen und damit war es gegessen. Zur Übernachtungsmöglichkeit gelaufen und je später es wurde, desto leerer wurde der Kopf. Das Fassungsvermögen deutlich überschritten, blieb am Ende kaum noch etwas übrig. Eine heiße Dusche, dazu der leise Singsang "Was ist geblieben/ von dem was bleibt/ Einsamkeit" und Ende. Ausgelaugt und leer, es war vorbei.
Ein zauberhaftes Wochenende, dass sich in der Form wohl nicht so schnell oder auch nie wiederholen wird. Aber gut, dass es war. Prägendes Erlebnis. Wirklich.
Dieses Mal war deutlich anders. In vielerlei Beziehungen. Hatte ich am Vorabend nur einen Bekannten getroffen und ansonsten von den Menschen (außer von meinen beiden) relativ wenig mitbekommen, so war dieses Konzert viel wortlastiger - viel tiefer im EA80-Universum angesiedelt. Da war z.B. der stark angetrunkene Tshirt-lose direkt vor der Bühne, mit dem ich während sie "Sommerjugend" anspielten, erörterte warum Fliehende Stürme und EA80 beide großartig, aber doch sehr unterschiedlich sind. Er erzählte mir so vieles und gab mir von seinem Bier und dabei waren es nur ein-zwei Worte, die er hat fallen lassen müssen, um mir zu signalisieren, dass er mindestens genau so tief drin steckt wie ich. Dass die beiden Gruppen auch für ihn so unendlich viel bedeuten. Da werden schwere Zeiten sichtbar und bestimmte Einstellungen allen wichtigen Fragen des Lebens gegenüber. Da gibt es eine gemeinsame Ebene, ein gemeinsames Gefühl, welches einfach nicht wegzudiskutieren ist. Mögen auch sonst die Meinungen verschieden sein. Nach dem Konzert ein weiterer Mensch, der mir erzählte, dass er EA80 schon seit DDR-Zeiten kennt und dass die "heutige Jugend" doch gar nicht mehr weiß, wie viel die Wert sind und sie für "Emo-Kacke" halten. Oder der verheiratete Eigenheimbesitzer mit beinahe kompletter EA80-Sammlung, für den das Konzert in Leipzig bereits das 29. war.
Es gibt nur wenige Anlässe, die mich dazu bringen, mich jung - oder zumindest spätgeboren - zu fühlen. Unter diesen Menschen konnte ich kaum anders. So viele Jahre Faszination, die da aufeinander trafen. Gemeinsame Faszination. Denn ich kenne kein vergleichbares Phänomen. Auch wenn mir die Stürme gefühlsmäßig stets ein großes Stück näher standen, waren EA80 doch immer die kreativeren, philosophischeren, wandlungsfähigeren. Worte wie Faszination und Mythos sind albern. Immer. Aber manchmal stehen sie relativ allein auf weiter Flur, wenn in den Zigarettenautomaten der Stadt 25 Zigarettenschachteln auftauchen, die keinen Tabak, sondern Mini-CD's mit jeweils einem EA80-Song beinhalten. Keine Ahnung, ob an dieser Erzählung etwas dran ist, aber genau das macht ihren Reiz aus. Unberechenbar statt simpel konsumbefriedigend.
In Zeiten, in denen Bands ihre Band-Shirts bereits drucken lassen, bevor sie auch nur ein einziges Lied aufgenommen haben, ist es doch hübsch mit anzusehen, wie Urgesteine sich jeden Tag neu erfinden.
Dort wo sie am Freitag endeten, setzten sie am Samstag wieder ein. "Häuser" war das erste Lied des Abends und das komplette Gegenstück zum Vortag. Relativ schön, relativ kurz, relativ schmerzlos. Aber eben nichts Außergewöhnliches. Das war aber gar nicht schlimm. Mit "wieder einsetzen" meine ich, dass sie - bis auf die Lieder vom neuen Album - so gut wie kein Lied des Vortages wiederholten. "Was ist geblieben" war wieder dabei und möglicherweise noch eines oder zwei, die mir grad entfallen sind, aber im Großen und Ganzen ein komplett anderes Set.
Auch dieses Mal gab es einige von den ganz Großen - und einige die zu ganz Großen gemacht wurden. Dieses Mal war es eindeutig "Trashfest", welches mehr als nur groß wurde. Aber bis dahin war es noch ein weiter Weg. Nach dem dritten Lied bereits mit der Hand an der Bühne abgestützt und Luft geschöpft, was scheinbar so bedrohlich ausgesehen haben muss, dass ich von einer lieben Person nach meinem Befinden gefragt wurde (wobei deren fehlende Körpergröße wiederum in mir Besorgnis auslöste, bei all den großen und teils rabiaten Menschen, die sich da schubsten). Wie dem auch sei, so kann's gehen. Schon gehört mensch zum alten Eisen. Aber ist ja auch nicht schlimm. Ich könnte jetzt wieder ewig über Umgang im Pogo und regionalen Unterschieden philosophieren, stattdessen hole ich noch etwas nach, was ich schon längst hätte tun sollen: über das UT Connewitz schreiben. War seit Ewigkeiten nicht mehr dort und es ist immer noch so beeindruckend gewesen, wie das erste und einzige Mal bei Turbostaat. Das UT ist ein sehr altes, ehemaliges Kino, was noch immer durch die pompöse Bühne inklusive antik aussehende Säulen und Dach über der Leinwand, sowie vereinzelt am Rand stehenden Kinositzen und einer Empore deutlich wird. Eine äußerst hübsche Location, in der ich gern viel öfter wäre.
Zurück zum Konzert. Irgendwann riss Junge eine Saite, was ihn dazu brachte, die Geschichte aufzurollen, wie sie das erste Mal in Leipzig spielten. Damals noch zu DDR-Zeiten, offiziell als Messebesucher und ohne eigene Instrumente. Woraufhin sie dann in einem Leipziger Keller auf Steingitarren rausfanden, warum der Ostpunk ein wenig langsamer war. Was auch immer an dieser Story dran ist, ihre Vortragsweise war einfach begnadet. Da erzählt er aus dem Stegreif eine komplexe Geschichte inklusive aller Winkelzüge, nur um im Stil von: "aber solche Überbrückungsgeschichten sind immer doof, langweilen die Menschen zu Tode, die doch eigentlich die Musik hören wollen" zu enden. Auch wenn mein Gedächtnis beim genauen Wortlaut versagt, so war das doch mal wieder eine der illustren Szenen, die EA80 eben auch ausmachen. Keine einstudierten Ansagen, die sich ständig wiederholen, dafür ungewohnt lebendiger Situationismus.
Es folgten wie immer (in einer Reihenfolge, die ich beim besten Willen nicht mehr weiß) die Pause in der Mitte der Stücke, eine weitere Präsentation des German Folk Orchestras (das in Leipzig aber besser aufgenommen wurde), Stücke wie "Was ist geblieben" (das einzige auffällig doppeltgespielte Nicht-"Reise"-Stück), "Gugging" und "Innenraum", und viele bei denen ich mir grad unsicher bin, ob sie sie freitags oder samstags spielten. Aber das ist an sich auch nicht sonderlich relevant. Für was denn Listen machen, wenn doch das Gefühl allein zählt?
Besonders viel davon fabrizierte "Trashfest". Ist es schon so ein sehr ruhiges, sehr intensives, verhältnismäßig langes Lied, welches fast ohne Schlagzeug auskommt, so wurde es in der Live-Version auf das Doppelte gestreckt. Nein, gestreckt ist das falsche Wort, es wirkte sehr organisch und passend. Irgendwann, während das Stück immer mehr abflachte in der Lautstärke, sprang Junge von der Bühne und stand plötzlich inmitten der verdutzten, zurückweichenden Menge. Er ließ sich nieder und schlug mit dem Mikro den Takt auf dem Boden. Das klingt vielleicht bescheuert, aber das hat einen ungeheueren Eindruck auf mich gemacht. Erst Minuten später ging er wieder auf die Bühne und das Lied wurde beendet.
Viel mehr gibt es auch gar nicht zu sagen. Irgendwann endete es dann. Sie ließen sich nicht noch einmal zu einer Zugabe hinreißen und damit war es gegessen. Zur Übernachtungsmöglichkeit gelaufen und je später es wurde, desto leerer wurde der Kopf. Das Fassungsvermögen deutlich überschritten, blieb am Ende kaum noch etwas übrig. Eine heiße Dusche, dazu der leise Singsang "Was ist geblieben/ von dem was bleibt/ Einsamkeit" und Ende. Ausgelaugt und leer, es war vorbei.
Ein zauberhaftes Wochenende, dass sich in der Form wohl nicht so schnell oder auch nie wiederholen wird. Aber gut, dass es war. Prägendes Erlebnis. Wirklich.
Samstag, 31. Mai 2008
Sag den Anderen uns gehts gut, sag den Spacken uns gehts prima!
Rantanplan und Lochfrass im Lokal Berlin
Um es vorweg zu sagen: Ich mag keinen Ska. Ich mag absolut keinen Ska.
Und der nächste Satz beginnt dann schon mit einem großen "aaaaaaaber...".
Naja, wenn eine Ska-Band richtig gut ist und ich ordentlich betrunken, dann geht das klar. Ersteres erfüllte Rantanplan schon im Dezember im Tommy-Haus und für letzteres sorgte ich. Gute Mischung.
Viele liebe Menschen, viel getanzt, viel gegröhlt und viel Bier vernichtet. Jaja, das sind die Momente, die kein Leben verändern, es aber bereichern und mit ein wenig Glitzerstaub veredeln.
Wie jetzt? Rantanplan wieder in der Stadt? Wer kommt mit? Lass mal los gehn...
Gesagt, getan. Sterni aufgemacht und losgerockt. Die Stimmung bei uns eher mäßig. Panik, dass wir viel zu spät seien und das Lokal bereits überfüllt. In Ost-Berlin angekommen, erwies sich das als Trugschluss, kaum Leute, Bands noch am Equipment schleppen. Also die nächsten Biere rangeholt und mit weiteren Freund_innen und Bekannten zusammengetroffen. Nicht die Mob-Stärke wie beim letzten Mal, aber ein guter Teil des dann doch langsam zahlreicher werdenden Publikums wurde mal wieder von uns gestellt. Acht Euro an der Abendkasse, was für mein Empfinden zwar hart an der Grenze liegt, aber keineswegs zu viel für Rantanplan ist.
Noch paar Sterne in die Krone gedonnert und spontan entschieden, dass drei Lieder entschieden genug Würdigung für die Vorband waren. Also wieder raus. Lochfrass kommen aus Berlin und machen Deutschpunk. Allerdings keinen von der sonderlich kreativen oder auch nur politisch angenehmen Sorte. Blabla-Texte und dröge Musik ließen in mir den Wunsch nach Trunkenheit aufkeimen, dem ich mit Freuden nachkam. Dieses Kapitel mal schnell übersprungen, bauten dann aber auch endlich Rantanplan auf und warfen mehr als nur ihr Eigengewicht und das des Tourbusses in die Waagschale. Um's kurz zu machen: Dit war dicke.
Hatte ich mich im Dezember noch darüber geärgert, dass sie mein Lieblingslied nicht spielten, war es diesmal gleich eines der ersten: Hamburg 8° Regen. Hammerlied. Aber auch viele der anderen, die ich gern mag, kamen gleich zu Beginn, Thu den Ska oder Meine Liebe stirbt zum Beispiel. Lungen leer geschrieen und fein Pogo getanzt. Nach dem Konzert beschwerten sich Einige über den harten Pogo, ich fand ihn hingegen sogar richtig friedfertig (also bis auf die paar üblichen betrunkenen Idioten, die mich nach einer Straight Edge-Szene sehnen lassen...). Meine Wahrnehmung kann aber auch daher rühren, dass ich sonst nur in Hardcore-Moshs rumspringe...ja, könnte was dran sein. Planlos betrunken oder nüchtern brutal. Beides nicht so wirklich ideal, aber planlos betrunken war fürs Erste ok.
Beschwere ich mich sonst immer, dass Bands zu kurz spielen, bei Rantanplan war dies nicht der Fall. Auch wenn sie hätten endlos spielen können. Total fertig von der Theke ein Wernesgrüner geholt, während die Jungs schon ihr drittes oder viertes Tablett Mexicana bekamen und nach weiteren X Liedern, wollten sie dann gehen. Naja, wollten sie nicht. Ich weiß nicht wie viele Zugaben sie genau spielten, aber 10 als Richtwert, ist glaub ich nicht die falscheste Schätzung. Sie haben die Leute in den Lungenkollaps gespielt. Irgendwann wurden auch die hartnäckigsten Zugaben-Rufe wegtrompetet und bis auf das nicht erfüllte, aber viel geforderte "Atheismus", haben sie ALLES aufgeboten.
Vielfach völlig erschöpft zerstreuten sich die Menschen in alle Himmelsrichtungen, nur wir blieben noch vorm Lokal sitzen, ein kühles Bier fand wie durch Zauberhand die meinige und zwei müde Köpfe meine Schultern. Aus der rauhen Kehle fanden nur noch wenige heisere Worte Ohren. Vor der Nase hin und wieder die Straßenbahn und ein paar Autos, hinter uns leise die Pausenmusik (die ham Dackelblut gespielt, alta!) und über uns die wenigen Stadt-Sterne und ein Zacken gelber Mond. Keine Ahnung wie lange wir dort saßen, aber irgendwann hat alles ein Ende und so entschlummerten wir kurz darauf beinahe in den U-Bahnsitzen, nur abgehalten von einem alten betrunkenen Mann, der uns als Kinder vom Bahnhof Zoo betitelte und mehr als entsetzt davon schien, dass ich Motörhead kenne. Aber wenigstens wusste ich dann, dass ich wieder in Neukölln bin. Hat auch seine Vorzüge. Das Tourplakat noch immer in der Hand, die letzten Meter nach Hause und im dunkelsten was Berlin an Nacht zu bieten hat, den Mond beim abstürzen begleitet.
Fand ich Rantanplan das letzte Mal schon schick, so haben sie mich diesmal einmal mehr davon überzeugt, dass Ska auch geil sein kann. Natürlich sollte mensch nicht allzu p.c. da ran gehn, weil es dann eklig werden könnte. Aber diesmal fehlten auch die sexistischen Ansagen, so dass sinnfreies tanzen wohl die einzig sinnvolle Idee darstellt(e).
Toller Abend.
Um es vorweg zu sagen: Ich mag keinen Ska. Ich mag absolut keinen Ska.
Und der nächste Satz beginnt dann schon mit einem großen "aaaaaaaber...".
Naja, wenn eine Ska-Band richtig gut ist und ich ordentlich betrunken, dann geht das klar. Ersteres erfüllte Rantanplan schon im Dezember im Tommy-Haus und für letzteres sorgte ich. Gute Mischung.
Viele liebe Menschen, viel getanzt, viel gegröhlt und viel Bier vernichtet. Jaja, das sind die Momente, die kein Leben verändern, es aber bereichern und mit ein wenig Glitzerstaub veredeln.
Wie jetzt? Rantanplan wieder in der Stadt? Wer kommt mit? Lass mal los gehn...
Gesagt, getan. Sterni aufgemacht und losgerockt. Die Stimmung bei uns eher mäßig. Panik, dass wir viel zu spät seien und das Lokal bereits überfüllt. In Ost-Berlin angekommen, erwies sich das als Trugschluss, kaum Leute, Bands noch am Equipment schleppen. Also die nächsten Biere rangeholt und mit weiteren Freund_innen und Bekannten zusammengetroffen. Nicht die Mob-Stärke wie beim letzten Mal, aber ein guter Teil des dann doch langsam zahlreicher werdenden Publikums wurde mal wieder von uns gestellt. Acht Euro an der Abendkasse, was für mein Empfinden zwar hart an der Grenze liegt, aber keineswegs zu viel für Rantanplan ist.
Noch paar Sterne in die Krone gedonnert und spontan entschieden, dass drei Lieder entschieden genug Würdigung für die Vorband waren. Also wieder raus. Lochfrass kommen aus Berlin und machen Deutschpunk. Allerdings keinen von der sonderlich kreativen oder auch nur politisch angenehmen Sorte. Blabla-Texte und dröge Musik ließen in mir den Wunsch nach Trunkenheit aufkeimen, dem ich mit Freuden nachkam. Dieses Kapitel mal schnell übersprungen, bauten dann aber auch endlich Rantanplan auf und warfen mehr als nur ihr Eigengewicht und das des Tourbusses in die Waagschale. Um's kurz zu machen: Dit war dicke.
Hatte ich mich im Dezember noch darüber geärgert, dass sie mein Lieblingslied nicht spielten, war es diesmal gleich eines der ersten: Hamburg 8° Regen. Hammerlied. Aber auch viele der anderen, die ich gern mag, kamen gleich zu Beginn, Thu den Ska oder Meine Liebe stirbt zum Beispiel. Lungen leer geschrieen und fein Pogo getanzt. Nach dem Konzert beschwerten sich Einige über den harten Pogo, ich fand ihn hingegen sogar richtig friedfertig (also bis auf die paar üblichen betrunkenen Idioten, die mich nach einer Straight Edge-Szene sehnen lassen...). Meine Wahrnehmung kann aber auch daher rühren, dass ich sonst nur in Hardcore-Moshs rumspringe...ja, könnte was dran sein. Planlos betrunken oder nüchtern brutal. Beides nicht so wirklich ideal, aber planlos betrunken war fürs Erste ok.
Beschwere ich mich sonst immer, dass Bands zu kurz spielen, bei Rantanplan war dies nicht der Fall. Auch wenn sie hätten endlos spielen können. Total fertig von der Theke ein Wernesgrüner geholt, während die Jungs schon ihr drittes oder viertes Tablett Mexicana bekamen und nach weiteren X Liedern, wollten sie dann gehen. Naja, wollten sie nicht. Ich weiß nicht wie viele Zugaben sie genau spielten, aber 10 als Richtwert, ist glaub ich nicht die falscheste Schätzung. Sie haben die Leute in den Lungenkollaps gespielt. Irgendwann wurden auch die hartnäckigsten Zugaben-Rufe wegtrompetet und bis auf das nicht erfüllte, aber viel geforderte "Atheismus", haben sie ALLES aufgeboten.
Vielfach völlig erschöpft zerstreuten sich die Menschen in alle Himmelsrichtungen, nur wir blieben noch vorm Lokal sitzen, ein kühles Bier fand wie durch Zauberhand die meinige und zwei müde Köpfe meine Schultern. Aus der rauhen Kehle fanden nur noch wenige heisere Worte Ohren. Vor der Nase hin und wieder die Straßenbahn und ein paar Autos, hinter uns leise die Pausenmusik (die ham Dackelblut gespielt, alta!) und über uns die wenigen Stadt-Sterne und ein Zacken gelber Mond. Keine Ahnung wie lange wir dort saßen, aber irgendwann hat alles ein Ende und so entschlummerten wir kurz darauf beinahe in den U-Bahnsitzen, nur abgehalten von einem alten betrunkenen Mann, der uns als Kinder vom Bahnhof Zoo betitelte und mehr als entsetzt davon schien, dass ich Motörhead kenne. Aber wenigstens wusste ich dann, dass ich wieder in Neukölln bin. Hat auch seine Vorzüge. Das Tourplakat noch immer in der Hand, die letzten Meter nach Hause und im dunkelsten was Berlin an Nacht zu bieten hat, den Mond beim abstürzen begleitet.
Fand ich Rantanplan das letzte Mal schon schick, so haben sie mich diesmal einmal mehr davon überzeugt, dass Ska auch geil sein kann. Natürlich sollte mensch nicht allzu p.c. da ran gehn, weil es dann eklig werden könnte. Aber diesmal fehlten auch die sexistischen Ansagen, so dass sinnfreies tanzen wohl die einzig sinnvolle Idee darstellt(e).
Toller Abend.
Montag, 26. Mai 2008
"Deine Hand wird zur Faust"
Escapado, It is imperative und Laura Mars im Cassiopeia Berlin
Soso. Also nun schlussendlich doch noch.
Eigentlich wollte ich Escapado ja schon am 9.12. vergangenen Jahres gesehen haben, die Tickets lagen auf dem Tisch und dann haben sie abgesagt. Krankheit. Super. Vergebens war dieses Konzert damals jedoch keineswegs, denn ich sollte eine andere sehr schöne Band kennen lernen: it.is.imperative. Aber zu denen später mehr.
Ich mag das Cassiopeia irgendwie nicht. Die Getränke sind so überteuert wie die Eintritte und es mag auch keinerlei Atmosphäre in diesem Kellerchen aufkommen. Warum weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich demnächst mehrfach dort sein werde aufgrund einiger vielversprechender Bands...
Den Anfang machten Laura Mars. Waren ganz ok, recht metallastig und extrem schnell wieder vergessen. Ich kann mich so gut wie nicht an sie erinnern, die anderen fanden sie ok, ich auch so irgendwie, aber zu viel Wand, zu viel Matsch, zu wenig Melodie und -wie gesagt- zu viel Metal. War sowieso mal wieder einer der polarisierenden Metal-Hass-Tage...
Und das "zu denen später mehr" hätte ich mir sparen können, denn da sind sie schon. it.is.imperative. Ich kannte sie das letzte Mal gar nicht, fand sie unglaublich schick und diesmal sogar noch mehr. Machen verdammt hübschen Screamo mit wahnsinnig schönen (Bass-)Melodieläufen, was mit den Live-Qualitäten der Jungs so gut harmoniert, dass sie wohl in der Screamo-Ecke bald ganz oben mitmischen werden. Da passt einfach alles. Und auch wenn ich die Texte noch nicht vollständig entschlüsseln konnte, ich glaub da steckt so Einiges dahinter...zumindest das Verständliche wirkte in einer angenehmen Weise politisch angehaucht.
Ja, und nachdem das Cassiopeia nun fast vollständig gefüllt war, konnten die Leute auch ungestört ihrer Unart nachgehen, sich nur zur Hauptgruppe des Abends zu bewegen und den anderen Bands, in stillem Warten und Halbkreis vor der Bühne, Langeweile zu zollen. Positiv gewendet heißt das aber auch, dass zu Escapado was ging. Allerdings auch gleich wieder in einem unangenehm mackerlastigen Bollo-Mosh. Aber hey, gab ja auch noch Musik.
Escapado stehen nicht zu Unrecht auf einem großen Haufen aus Lorbeeren, denn was die da abgeliefert haben, konnte sich mehr als nur sehen lassen. Feste Szenegröße halt.
Weiß gar nicht so genau was ich dazu schreiben soll. Sehr elektrisierend, sehr bewegungsfördernd und plötzlich fallen mensch dann auch wieder Textfragmente ein, die wohl bisher scheinbar das Unterbewusstsein eifersüchtig vor dem Gedächtnis verborgen hielt. Schön viel Schreien, schön viel bewegen, schön viel genießen.
Zwei Zugaben und einen Hörschaden (verdammt war das laut...) später, war es dann auch schon vorbei. Gutes Konzert.
Soso. Also nun schlussendlich doch noch.
Eigentlich wollte ich Escapado ja schon am 9.12. vergangenen Jahres gesehen haben, die Tickets lagen auf dem Tisch und dann haben sie abgesagt. Krankheit. Super. Vergebens war dieses Konzert damals jedoch keineswegs, denn ich sollte eine andere sehr schöne Band kennen lernen: it.is.imperative. Aber zu denen später mehr.
Ich mag das Cassiopeia irgendwie nicht. Die Getränke sind so überteuert wie die Eintritte und es mag auch keinerlei Atmosphäre in diesem Kellerchen aufkommen. Warum weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich demnächst mehrfach dort sein werde aufgrund einiger vielversprechender Bands...
Den Anfang machten Laura Mars. Waren ganz ok, recht metallastig und extrem schnell wieder vergessen. Ich kann mich so gut wie nicht an sie erinnern, die anderen fanden sie ok, ich auch so irgendwie, aber zu viel Wand, zu viel Matsch, zu wenig Melodie und -wie gesagt- zu viel Metal. War sowieso mal wieder einer der polarisierenden Metal-Hass-Tage...
Und das "zu denen später mehr" hätte ich mir sparen können, denn da sind sie schon. it.is.imperative. Ich kannte sie das letzte Mal gar nicht, fand sie unglaublich schick und diesmal sogar noch mehr. Machen verdammt hübschen Screamo mit wahnsinnig schönen (Bass-)Melodieläufen, was mit den Live-Qualitäten der Jungs so gut harmoniert, dass sie wohl in der Screamo-Ecke bald ganz oben mitmischen werden. Da passt einfach alles. Und auch wenn ich die Texte noch nicht vollständig entschlüsseln konnte, ich glaub da steckt so Einiges dahinter...zumindest das Verständliche wirkte in einer angenehmen Weise politisch angehaucht.
Ja, und nachdem das Cassiopeia nun fast vollständig gefüllt war, konnten die Leute auch ungestört ihrer Unart nachgehen, sich nur zur Hauptgruppe des Abends zu bewegen und den anderen Bands, in stillem Warten und Halbkreis vor der Bühne, Langeweile zu zollen. Positiv gewendet heißt das aber auch, dass zu Escapado was ging. Allerdings auch gleich wieder in einem unangenehm mackerlastigen Bollo-Mosh. Aber hey, gab ja auch noch Musik.
Escapado stehen nicht zu Unrecht auf einem großen Haufen aus Lorbeeren, denn was die da abgeliefert haben, konnte sich mehr als nur sehen lassen. Feste Szenegröße halt.
Weiß gar nicht so genau was ich dazu schreiben soll. Sehr elektrisierend, sehr bewegungsfördernd und plötzlich fallen mensch dann auch wieder Textfragmente ein, die wohl bisher scheinbar das Unterbewusstsein eifersüchtig vor dem Gedächtnis verborgen hielt. Schön viel Schreien, schön viel bewegen, schön viel genießen.
Zwei Zugaben und einen Hörschaden (verdammt war das laut...) später, war es dann auch schon vorbei. Gutes Konzert.
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