Donnerstag, 5. Oktober 2006

Turbostaat am 04.10.2006 im Frühauf Leipzig

Da spielen doch tatsächlich die genialen Turbostaat in Leipzig. Das kann man sich doch nicht entgehen lassen, auch wenn mensch weder weiß wo das Frühauf ist (die Infos im Internet sind sehr spärlich), noch wann es losgeht. Also nach Leipzig, lecker Sternburg getankt und ab gehts. Wir waren zwar dreieinhalb Stunden zu früh da, aber das war nicht mal so schlimm. Das Frühauf ist ein netter alternativ ausstaffierter Keller mit viel subkulturellem Charme. Besonders toll ist die Bühne mit rotem Vorhang. Sehr schön. Da leider Dienstag war, kam ein Publikum, was hauptsächlich aus Mitte-Zwanzigern bestand, die voneinander nur durch ihre Auswahl an Buttons unterscheidbar waren. Fehlenden Individualismus kann halt keine Szene aufwiegen. Aber an dieser Stelle erspar ich mir das Gemotze über Studis, Alternative-Kultur, Trends und die Hamburger Schule. Dazu war dann Turbostaat doch zu geil. Doch vorher noch der Support durch eine Band mit Namen „The Data Break“. Passte zum Publikum. War nicht so mein Fall, allerdings war das Erstaunliche, dass gerade der Synthesizer alles gerettet hat. Dazu noch das Schlagzeug und es wäre sogar richtig geil. Leider mussten Bass, Gitarre und Gesang ja auch noch antreten. Naja, es war zu verschmerzen, kein epochaler Triumphzug in Herz und Geldbeutel, aber hörbar. Und dann kamen sie. Turbostaat war einfach nur so genial, dass ich es gar nicht fassen konnte. Vom Spielerischen her hundertprozentig auf CD-Niveau, wenn nicht sogar noch besser, dazu die Live-Atmosphäre, der niedliche Sänger, gute Kommunikation mit dem Publikum, welches sich sogar aufmachte mitzutanzen (was in den beengten Verhältnissen gar nicht so einfach war) und zack, war es eines der absolut besten Konzerte, was ich je gesehen habe. Wenn Turbostaat in deine Stadt kommt, schau sie dir unbedingt an!

Wünschenswert wäre mehr pogowillige Meute gewesen, so blieb es beim exzessiven Rumwackeln, aber war allemal geil. Von der neuen Single wurde auch fleißig gespielt und wenn sie nur halb so gut klingt, ist sie schon ein Pflichtkauf. Aber das Genialste am ganzen Abend war die Ansage vor dem letzten Lied. Die ganze Zeit gebangt, gehofft, gebetet, dass doch endlich "mein Lied" kommen soll, weil es doch mein Turbostaat- Favorit ist. Und dann hieß es:

So, seit 7 Jahren und 18 Tourneen spielen wir nun schon dieses Lied jedes Mal zum Schluss. Ich weiß gar nicht warum so genau, aber das ist halt so.

Und dann kamen doch tatsächlich die ersten Takte von eben jenem Lied. 18:09. Mist,verlaufen. Ich bin fast kaputtgegangen. Hammer.

Da der beste Indikator für ein gelungenes Konzert noch immer die Heftigkeit der Heiserkeit nach dem Konzert ist, muss ich noch hinzufügen: ich brachte danach kaum noch ein Wort heraus. Gespielt haben sie so gut wie alles, bleibt ja auch kaum was Anderes übrig bei zwei Alben, die zusammen bloß ungefähr eine Stunde füllen. Zwei Zugaben gabs noch und das Turbostaat-Erlebnis war perfekt.

Wer die Band noch nicht kennt, sollte mal auf deren Internetseite gehen (bei den Links), da kann man sich beide Alben herunterladen. Eines sogar in CD-Qualität. So muss Musik sein. Originale kaufen muss trotzdem sein. Und ist auch schon geschehen.


(Notiz: Mittlerweile sind Turbostaat bei einem Major-Label untergekommen und die Aussage, dass ich sie mit dem Kauf von CD's oder dem Besuch ihrer Konzerte unterstützen möchte, kann ich so nicht mehr stehen lassen. Nach drei unglaublich wundervollen Konzerten mit ihnen, brachten sie ihre dritte Platte "Vormann Leiss" heraus, die meines Erachtens nach nicht mehr mit ihren früheren Sachen vergleichbar ist und mich auf meinem vierten und bisher letzten Turbostaat-Konzert in ihrer Darbietung bodenlos enttäuschte. So kanns gehn mit Jugendlieben. Leider hab ich damals nie ein Review zum Konzert im UT Connewitz geschrieben. Das war eines der großartigsten Konzerte meines bisherigen Lebens...und wird es trotz allem bleiben.)