Samstag, 31. Mai 2008

Sag den Anderen uns gehts gut, sag den Spacken uns gehts prima!

Rantanplan und Lochfrass im Lokal Berlin

Um es vorweg zu sagen: Ich mag keinen Ska. Ich mag absolut keinen Ska.

Und der nächste Satz beginnt dann schon mit einem großen "aaaaaaaber...".
Naja, wenn eine Ska-Band richtig gut ist und ich ordentlich betrunken, dann geht das klar. Ersteres erfüllte Rantanplan schon im Dezember im Tommy-Haus und für letzteres sorgte ich. Gute Mischung.
Viele liebe Menschen, viel getanzt, viel gegröhlt und viel Bier vernichtet. Jaja, das sind die Momente, die kein Leben verändern, es aber bereichern und mit ein wenig Glitzerstaub veredeln.

Wie jetzt? Rantanplan wieder in der Stadt? Wer kommt mit? Lass mal los gehn...

Gesagt, getan. Sterni aufgemacht und losgerockt. Die Stimmung bei uns eher mäßig. Panik, dass wir viel zu spät seien und das Lokal bereits überfüllt. In Ost-Berlin angekommen, erwies sich das als Trugschluss, kaum Leute, Bands noch am Equipment schleppen. Also die nächsten Biere rangeholt und mit weiteren Freund_innen und Bekannten zusammengetroffen. Nicht die Mob-Stärke wie beim letzten Mal, aber ein guter Teil des dann doch langsam zahlreicher werdenden Publikums wurde mal wieder von uns gestellt. Acht Euro an der Abendkasse, was für mein Empfinden zwar hart an der Grenze liegt, aber keineswegs zu viel für Rantanplan ist.

Noch paar Sterne in die Krone gedonnert und spontan entschieden, dass drei Lieder entschieden genug Würdigung für die Vorband waren. Also wieder raus. Lochfrass kommen aus Berlin und machen Deutschpunk. Allerdings keinen von der sonderlich kreativen oder auch nur politisch angenehmen Sorte. Blabla-Texte und dröge Musik ließen in mir den Wunsch nach Trunkenheit aufkeimen, dem ich mit Freuden nachkam. Dieses Kapitel mal schnell übersprungen, bauten dann aber auch endlich Rantanplan auf und warfen mehr als nur ihr Eigengewicht und das des Tourbusses in die Waagschale. Um's kurz zu machen: Dit war dicke.

Hatte ich mich im Dezember noch darüber geärgert, dass sie mein Lieblingslied nicht spielten, war es diesmal gleich eines der ersten: Hamburg 8° Regen. Hammerlied. Aber auch viele der anderen, die ich gern mag, kamen gleich zu Beginn, Thu den Ska oder Meine Liebe stirbt zum Beispiel. Lungen leer geschrieen und fein Pogo getanzt. Nach dem Konzert beschwerten sich Einige über den harten Pogo, ich fand ihn hingegen sogar richtig friedfertig (also bis auf die paar üblichen betrunkenen Idioten, die mich nach einer Straight Edge-Szene sehnen lassen...). Meine Wahrnehmung kann aber auch daher rühren, dass ich sonst nur in Hardcore-Moshs rumspringe...ja, könnte was dran sein. Planlos betrunken oder nüchtern brutal. Beides nicht so wirklich ideal, aber planlos betrunken war fürs Erste ok.

Beschwere ich mich sonst immer, dass Bands zu kurz spielen, bei Rantanplan war dies nicht der Fall. Auch wenn sie hätten endlos spielen können. Total fertig von der Theke ein Wernesgrüner geholt, während die Jungs schon ihr drittes oder viertes Tablett Mexicana bekamen und nach weiteren X Liedern, wollten sie dann gehen. Naja, wollten sie nicht. Ich weiß nicht wie viele Zugaben sie genau spielten, aber 10 als Richtwert, ist glaub ich nicht die falscheste Schätzung. Sie haben die Leute in den Lungenkollaps gespielt. Irgendwann wurden auch die hartnäckigsten Zugaben-Rufe wegtrompetet und bis auf das nicht erfüllte, aber viel geforderte "Atheismus", haben sie ALLES aufgeboten.

Vielfach völlig erschöpft zerstreuten sich die Menschen in alle Himmelsrichtungen, nur wir blieben noch vorm Lokal sitzen, ein kühles Bier fand wie durch Zauberhand die meinige und zwei müde Köpfe meine Schultern. Aus der rauhen Kehle fanden nur noch wenige heisere Worte Ohren. Vor der Nase hin und wieder die Straßenbahn und ein paar Autos, hinter uns leise die Pausenmusik (die ham Dackelblut gespielt, alta!) und über uns die wenigen Stadt-Sterne und ein Zacken gelber Mond. Keine Ahnung wie lange wir dort saßen, aber irgendwann hat alles ein Ende und so entschlummerten wir kurz darauf beinahe in den U-Bahnsitzen, nur abgehalten von einem alten betrunkenen Mann, der uns als Kinder vom Bahnhof Zoo betitelte und mehr als entsetzt davon schien, dass ich Motörhead kenne. Aber wenigstens wusste ich dann, dass ich wieder in Neukölln bin. Hat auch seine Vorzüge. Das Tourplakat noch immer in der Hand, die letzten Meter nach Hause und im dunkelsten was Berlin an Nacht zu bieten hat, den Mond beim abstürzen begleitet.

Fand ich Rantanplan das letzte Mal schon schick, so haben sie mich diesmal einmal mehr davon überzeugt, dass Ska auch geil sein kann. Natürlich sollte mensch nicht allzu p.c. da ran gehn, weil es dann eklig werden könnte. Aber diesmal fehlten auch die sexistischen Ansagen, so dass sinnfreies tanzen wohl die einzig sinnvolle Idee darstellt(e).

Toller Abend.

Montag, 26. Mai 2008

"Deine Hand wird zur Faust"

Escapado, It is imperative und Laura Mars im Cassiopeia Berlin


Soso. Also nun schlussendlich doch noch.
Eigentlich wollte ich Escapado ja schon am 9.12. vergangenen Jahres gesehen haben, die Tickets lagen auf dem Tisch und dann haben sie abgesagt. Krankheit. Super. Vergebens war dieses Konzert damals jedoch keineswegs, denn ich sollte eine andere sehr schöne Band kennen lernen: it.is.imperative. Aber zu denen später mehr.

Ich mag das Cassiopeia irgendwie nicht. Die Getränke sind so überteuert wie die Eintritte und es mag auch keinerlei Atmosphäre in diesem Kellerchen aufkommen. Warum weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich demnächst mehrfach dort sein werde aufgrund einiger vielversprechender Bands...

Den Anfang machten Laura Mars. Waren ganz ok, recht metallastig und extrem schnell wieder vergessen. Ich kann mich so gut wie nicht an sie erinnern, die anderen fanden sie ok, ich auch so irgendwie, aber zu viel Wand, zu viel Matsch, zu wenig Melodie und -wie gesagt- zu viel Metal. War sowieso mal wieder einer der polarisierenden Metal-Hass-Tage...

Und das "zu denen später mehr" hätte ich mir sparen können, denn da sind sie schon. it.is.imperative. Ich kannte sie das letzte Mal gar nicht, fand sie unglaublich schick und diesmal sogar noch mehr. Machen verdammt hübschen Screamo mit wahnsinnig schönen (Bass-)Melodieläufen, was mit den Live-Qualitäten der Jungs so gut harmoniert, dass sie wohl in der Screamo-Ecke bald ganz oben mitmischen werden. Da passt einfach alles. Und auch wenn ich die Texte noch nicht vollständig entschlüsseln konnte, ich glaub da steckt so Einiges dahinter...zumindest das Verständliche wirkte in einer angenehmen Weise politisch angehaucht.

Ja, und nachdem das Cassiopeia nun fast vollständig gefüllt war, konnten die Leute auch ungestört ihrer Unart nachgehen, sich nur zur Hauptgruppe des Abends zu bewegen und den anderen Bands, in stillem Warten und Halbkreis vor der Bühne, Langeweile zu zollen. Positiv gewendet heißt das aber auch, dass zu Escapado was ging. Allerdings auch gleich wieder in einem unangenehm mackerlastigen Bollo-Mosh. Aber hey, gab ja auch noch Musik.
Escapado stehen nicht zu Unrecht auf einem großen Haufen aus Lorbeeren, denn was die da abgeliefert haben, konnte sich mehr als nur sehen lassen. Feste Szenegröße halt.

Weiß gar nicht so genau was ich dazu schreiben soll. Sehr elektrisierend, sehr bewegungsfördernd und plötzlich fallen mensch dann auch wieder Textfragmente ein, die wohl bisher scheinbar das Unterbewusstsein eifersüchtig vor dem Gedächtnis verborgen hielt. Schön viel Schreien, schön viel bewegen, schön viel genießen.

Zwei Zugaben und einen Hörschaden (verdammt war das laut...) später, war es dann auch schon vorbei. Gutes Konzert.