Freitag, 3. Oktober 2008

03.10. Kafkas, Culm und Grizou im Lokal (Berlin)

Der Tag der deutschen Einheit ist ja tendenziell eher ein Tag für Grummelstimmung zwischen patriotischen Radiomoderationen und Festlichkeiten für keine Ahnung wen. Aber mit einer Dauerschleife "Deutschland has gotta die" von Atari Teenage Riot und der Gewissheit, dass es am Abend noch ein schickes Konzert geben wird, können darüber hinwegtrösten, dass es einfach ein Scheißtag ist.

Am meisten hab ich mich merkwürdigerweise nicht auf die Hauptband gefreut, nein, vielmehr wollte ich endlich Grizou (aus Berlin) wieder sehen. Zwei Mal sah ich sie in der Vergangenheit bereits als Vorband. Einmal von The Devil in Miss Jones und einmal von den Boxhamsters. Letztere spielten sie locker unter den Tisch und auch wenn ich die Aufnahmen, die ich von Grizou habe (also das Gratiszeug ausm Netz), eher mäßig bis ganz gut finde, sind sie live doch mehr als lohnenswert (weil schneller und härter!).

Sie machen einen Stil, den es viel zu selten gibt. Musikalisch im Deutschpunk verwurzelt, aber trotzdem an den Instrumenten fit, schöne Melodien, verbunden mit einem Gesang, der beste Screamo-Qualitäten aufweist und schon gibt das ne schicke Mischung. Weiß gar nicht, was ich großartig dazu schreiben soll außer, dass sie mich wieder einmal ziemlich begeistert haben. Die neuen Sachen (wie neu sie auch immer sind), klingen teilweise richtig gut - am meisten hat mich jedoch gefreut, dass sie ihr Konzert mit meinem Liebling "Das Leben ist schön" beschlossen.

Danach waren "Culm" (aus Rheine) an der Reihe. Die gaben ihr letztes Konzert und bezeichnend war wohl, dass es in Berlin als Vorband der Kafkas und nicht in ihrer Gegend als IHR Abschiedskonzert stattfand. Dementsprechend war auch die Musik. Ganz nett, aber irgendwie doch nur Schublade Indie-Rock (und nicht "Post-Core" wie auf den Plakaten) und ohne Zugabe von der Bühne. Blass und schnell vergessen. Auch wenn es fies ist, so etwas über ein Abschiedskonzert zu schreiben und natürlich nur das ist, was ich empfunden habe.
Ich hoffe ehrlich, dass es anderen Menschen anders erging. Sonst wärs wirklich fies.

Und dann auch "schon" die Kafkas, war ja erst mitten in der Nacht, weil das Konzert so spät begann. Jedenfalls, Kafkas. Hab ich in meiner Teenie-Deutschpunk-Zeit relativ oft gehört. Also das Album "Privilegienthron". Mit mehr hatte ich damals nicht viel zu tun - den Rest erst später beiläufig entdeckt. Und fürn Fünfer sieht mensch doch gern mal so ein Stück Jugend. Am Treffendsten für diesen Auftritt ist vielleicht der Begriff "schräg".

Zwischen reich verteilten Pöbeleien des Sängers an seine Mitmusizierenden und der Feststellung, "dass ihr das geilste Publikum seid, dass wir je hatten - danke Hamburg!" gabs auch Musik. Die war laut und bei den Liedern, die ich kannte auch sehr schön - weil mitsingen können und so. Die neuen Elektropunk-Tracks kamen vom MP3-Player, der nicht so recht wollte, und irgendwo auf dem Boden kurz vorm Drauftreten lag. Die gerissene Saite sorgte für minutenlange Kleinkunstaction. Die Einlage einer Zuschauenden mit so nem Karnevals-Song von wegen totem Mops oder so, war nur beim ersten Mal lustig - beim zweiten Mal eher anstrengend. Auch die Einbindung einer Pöbelecke eher nervig - denn Menschen, die sexistische Beleidigungen von sich geben, brauchen meines Erachtens nach, nicht noch extra Bühne und Aufmerksamkeit zu erhalten.
Gab aber auch schön Vegan- und Tierrechtspropaganda und so soll das doch auch sein. Wenigstens ein steckenpferdiger Anfang, um die p.c.-Ehre zu retten.

Die Songauswahl hat im Endeffekt auch ganz gut gepasst, auch wenn ich weniger kannte als angenommen. Aber gibt ja auch bald ein neues Album. Sehr gefreut hab ich mich über "Lebensrezeptur".

Skurril und teilweise beinahe schon absurdes Theater, aber ein schöner Gig.
Und ein schöner Abend.

1 Kommentar:

schulte hat gesagt…

moin, jahre später äussert sich dann doch noch jemand zu deinem echt schlechtem beitrag!

die art und weise wie du über die band "Culm" herziehst, zeigt das du dich offensichtlich nicht mit denen beschäftigt hast! das "abschiedskonzert" wurde kurzfristig zugesagt. was meiner meinung nach auch nicht unüblich ist das diese band ein letztes konzert in berlin spielen wollte, da a. das label aus berlin kommt, auf denen diese band ihre platten veröffentlicht hat und b. sie seiner zeit des häufigeren in berlin gespielt haben. ich finde es schade das bands wie culm nicht weitermachen, da sie für alles was mit D.I.Y zutun hat stehen.vom selbst gemachten shirt, sticker, button und aufgenommen platte. ich bin mir sicher das die auch ihre platten selbst gepresst hätten wenn sie die möglichkeit gehabt hätten!

schade das dann möchtegern veganer wie z.b. kafkas auf assi machen und rülps contests auf der bühne veranstalten. aber stimmt, das ist authentisch!